Anleger sollten sich auf die Zinswende und höhere Inflation einstellen

Dienstag, 22. März 2022

Märkte

„Anleger sollten sich auf die Zinswende und höhere Inflation einstellen“


Die Finanzmärkte sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert: Hohe Inflation und rekordhohe Rohstoffpreise, steigende Leitzinsen, unterbrochene Lieferketten sowie geopolitische Verwerfungen im Zuge des Ukrainekriegs. Was das für Anleger konkret bedeutet und mit welcher Strategie diese durch das volatile Umfeld navigieren können, erläutert Helen Windischbauer, Head of Multi Asset Retail Solutions und Investmentsprecherin bei Amundi Deutschland, im ausführlichen Interview.

 

Frau Windischbauer, die US-Notenbank hebt nun das erste Mal seit 2018 die Leitzinsen an. Was heißt das konkret?
Es zeigt vor allem, dass die Federal Reserve nun einen klaren Kurs der Zinserhöhungen eingeschlagen hat. Das wurde aber grundsätzlich bereits schon länger von den Märkten erwartet, ist insofern also keine allzu große Überraschung. Interessant ist allerdings, wie transparent die US-Notenbank bereits die konkreten Zinsschritte vorzeichnet. Klarer Haupttreiber dieses neuen Kurses ist natürlich die unerwartet hohe und länger anhaltende Inflationsentwicklung. Und die bleibt – wie wir in Deutschland und im Euroraum sehen – ja nicht auf die USA beschränkt. Insofern wird die EZB nach unserer Auffassung, wie immer mit einiger Verzögerung, auf den Kurs der Fed einschwenken und die Zinsen mittelfristig anheben.

Die Inflation trifft ja Unternehmen wie auch die Verbraucher. Droht uns nun eine Rezession?
Ganz so weit würde ich nicht gehen, an dem Punkt sind wir noch nicht. Aber auch der Krieg in der Ukraine, der wegen der räumlichen und wirtschaftlichen Nähe gerade deutsche Unternehmen beeinträchtigen kann, bedeutet schon eine ernst zu nehmende Gefahr für die Konjunktur. Die Inflation könnte zudem die Ausgaben der Verbraucher beschränken und so zu einer Gewinnrezession bei den Unternehmen führen. Wir müssen also die kommende Berichtssaison abwarten, ob und inwieweit sich die Inflation in den laufenden Geschäftszahlen und Gewinnmargen niederschlägt.

Auch die Rohstoffpreise explodieren derzeit in vielen Bereichen geradezu. Könnte das rezessive Tendenzen weiter verstärken?
In der Tat, deshalb ist auch klar, dass nun die Notenbanken reagieren müssen. Die hohen Rohstoffpreise wirken ja als Verstärker der Herausforderungen, aber beispielsweise auch die Verzögerungen bei den Lieferketten belasten zusätzlich. Dies wirkt sich letztlich auch in Form steigender Kosten für die Unternehmen aus, die diese dann über Preiserhöhungen an den Verbraucher weiterreichen dürften.

Wie steht es denn um die Perspektiven der Anleihemärkte?
Auch hier gilt es zu differenzieren: Die langlaufenden Staatsanleihen gelten als sicherer Hafen und profitieren von den Sicherheitsgedanken in Bezug auf die Auswirkungen des Ukrainekriegs. Die kurzlaufenden Anleihen sind wiederum stärker abhängig vom Pfad der Notenbanken. Hier baut sich also ein Spannungsfeld auf. Denn auch die langlaufenden Papiere werden sich mit der Zeit der Entwicklung der Leitzinsen anpassen. Deshalb sollten Anleger aus unserer Sicht abwägen: Stehen die Sicherheitserwägungen im Fokus oder eher das Begleiten der Zinswende und der Notenbankpolitik? Diese verschiedenen Blickwinkel drücken sich aktuell auch in einer hohen Volatilität an den Anleihemärkten aus.

Welchen Chancen bieten die Schwellenländer derzeit?
Grundsätzlich sind die so genannten Emerging Markets sehr interessant. Mittel- bis langfristig finden sich hier die größten Wachstums- und Entwicklungsperspektiven. Mit Blick in die Zukunft ist gerade China sehr spannend, aber aktuell mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln: Denn es gab jüngst einige Verwerfungen, etwa Wachstumssorgen, neue Coronaausbrüche und eben auch Probleme mit Lieferverzögerungen sowie Rohstoffknappheit. Deshalb sind wir hier momentan eher defensiv. Generell bieten aber vor allem Schwellenländer mit vielen Rohstoffen aktuell besondere Chancen. Ein aktiver Asset Manager wie Amundi kann mit all seiner Erfahrung und den besonderen Analysemöglichkeiten dabei helfen, solch aussichtsreiche Investments zu erschließen und die Risiken dieser aufstrebenden Märkte möglichst zu mindern.

Was sollten Anleger allgemein im derzeitigen Umfeld beachten?
Aus unserer Sicht sollten sich Anleger immer ein Bild darüber machen, was gerade die bestimmenden Themen sind. Aktuell wären das nach unserer Auffassung Inflation und Notenbankpolitik auf der einen, sowie geopolitische Aspekte im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg auf der anderen Seite. Zwischen diesen Leitplanken sollte man Chancen nutzen. Kurzfristig könnten positive Nachrichten auch ein Rallye auslösen. Also sollten Anleger unserer Überzeugung nach agil und aktiv bleiben sowie auf Unternehmen, Sektoren und Regionen setzen, die von höherer Inflation profitieren könnten. Gerade weil das alles sehr komplex ist, kann es auch hilfreich sein, sich einem professionellen Asset Manager wie Amundi anzuvertrauen.

 

Rechtliche Hinweise:
Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 22.03.2022. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

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