Warten auf die Zinswende: Multi-Asset-Fonds können Stärken ausspielen

Mittwoch, 24. April 2024

Marktkommentar

Warten auf die Zinswende: Multi-Asset-Fonds können Stärken ausspielen


Während führende Aktienindizes jüngst neue Höchststände erreichten, blieb die erwartete Zinswende der großen Notenbanken bislang aus. Warum nun sogar die EZB noch vor der US-Notenbank die Zinsen senken könnte, analysiert Thomas Kruse, CIO von Amundi Deutschland, im aktuellen Interview. Zudem erklärt er, wieso gerade Multi-Asset-Fonds derzeit so gut in das komplexe Marktumfeld passen.

 

 

Herr Kruse, das erste Quartal ist an den Börsen sehr positiv verlaufen, das zweite Jahresviertel sendet nun andere Signale. Sehen Sie die Zeit für eine Konsolidierung gekommen?

Die US-Konjunktur hatte sich im ersten Quartal deutlich besser entwickelt, als noch vor dem Jahreswechsel erwartet. Dies ließ wiederum die Aktienmärkte auf neue Höchststände steigen. Im Gegensatz zu den Rentenmärkten haben die Bewertungen der Aktien die Verschiebung der Zinssenkung durch die Notenbanken auf „später“ nicht so recht eingepreist. Nun da sich Inflation und Kerninflation hartnäckig halten und somit die Notenbanken mit Zinserleichterungen weiter abwarten, dürften auch die Aktienmärkte ein wenig nachkorrigieren – so wie wir es momentan bereits sehen. Allerdings rechnen wir eher mit einer begrenzten Konsolidierung in den nächsten Wochen.

Was spricht gegen eine stärkere Korrektur?

Es fehlt mir schlicht die Indikation. Ja, wir haben eine hohe Bewertung. Aber wir haben auch eine vergleichsweise gute US-Konjunktur und momentan keine Hinweise auf eine Abschwächung. Positiv hinzu kommen aktuell hohe Gewinnschätzungen. Allerdings muss man auch die mögliche Verschiebung von Zinssenkungen oder geopolitische Risiken – wie wir sie momentan wieder im Nahen und Mittleren Osten sehen – als Belastungsfaktoren benennen.

Wann rechnen Sie nun konkret mit ersten Zinsschritten in den USA und Europa?

US-Notenbankchef Jerome Powell hat wegen der für die Fed offensichtlich unerwartet hartnäckigen Inflation ja bereits auf das zweite Halbjahr verwiesen. Wir rechnen somit auch frühestens im Juli, gut möglich auch erst im September, mit einer ersten Zinssenkung in den USA. Bis dahin bleibt das relativ hohe Zinsniveau dort tendenziell konjunkturbremsend und könnte, wie gesagt, die Aktienmärkte belasten. Angesichts der deutlich schlechteren Konjunktur im Euroraum – insbesondere bei uns in Deutschland – dürfte nun also die EZB sogar noch vor der Fed die Zinsschraube nach unten drehen. Wir rechnen momentan für den Juni mit einem ersten Schritt.

Wie erklärt sich diese Umkehrung der bisherigen Rollenverteilung mit der Fed als Trendsetter?

Der Grund ist vor allem der deutliche Unterschied in Sachen Konjunktur: In den USA rechnen wir im ersten Halbjahr mit über 2% Wachstum, Europa liegt abgeschlagen bei 0,2% – Deutschland als größte europäische Volkswirtschaft gar bei nur 0,1%. Auch der IWF diagnostizierte jüngst strukturelle Probleme als Gründe für die schlechte Konjunktur in Europa. Deshalb dürften die Inflationsdaten hier etwas schneller fallen als in den USA, was den höheren Handlungsdruck der EZB erklärt. So kommt es zu der historisch besonderen Situation, dass unsere Zentralbank noch vor der US-amerikanischen die Zinsen senken dürfte, um die hiesige Konjunktur wieder etwas anzukurbeln.  

Wie sollten sich Anlegerinnen und Anleger aus Ihrer Sicht in diesem Umfeld positionieren?

Generell raten wir zu einer breiten Diversifikation der Kapitalanlage. Dann kann man komplexe Märkte, wie derzeit, auch einfacher durchstehen. Das zeigen aktuell bespielweise eindrucksvoll Mischfonds. Mit einem Aktien-Renten-Verhältnis von 60% zu 40% kann man nun überzeugende Renditen erzielen. Die oftmalige Beimischung von weiteren Anlageklassen wie Rohstoffen oder Gold könnte zusätzlich Risiken abfedern und Chancen erschließen. So dürfte etwa Öl bei einer Eskalation in Nah-Ost an Wert zulegen und könnte so Kursrückgänge infolge einer verstärkten kriegerischen Auseinandersetzung – etwa zwischen Israel und dem Iran – teilweise wieder ausgleichen. Durch das aktive Management eines solchen Mischportfolios sollte auf aktuelle Krisen und Herausforderungen auch besser reagiert werden können, als es beispielsweise das Investment in nur eine Anlageklasse, etwa einen US-Aktienindex, zulässt.

Wie kann eine solche aktive Reaktion des Fondsmanagements konkret aussehen?

Auch wenn es eine Vielzahl an Multi-Asset-Strategien gibt, steht im Fokus stets das Ausbalancieren von Risiken und Chancen zwischen Aktien sowie festverzinslichen Wertpapieren. Unter Ausnutzung der in den Anlagerichtlinien des jeweiligen Fonds festgelegten Bandbreiten können nun beispielsweise Anlageklassen über- oder untergewichtet werden. Im ersten Quartal waren Aktien die Performance-Treiber. Sollten die geopolitischen Risiken steigen, würden die Rentenmärkte wieder als „sichere Anlagehäfen“ fungieren und ihren Performance-Beitrag leisten. Gold- und Öl-Anteile im Portfolio dürften aktuell viel Sinn ergeben, aber auch die regionale Gewichtung ist eine Stellschraube, die Multi-Asset-Manager aktiv nutzen können – gerade, wenn wir mit Blick auf die unterschiedliche Konjunktur in den USA und Europa unterschiedliche Renditeaussichten in diesen Märkten haben. Ein weiteres Mittel der Balancierung ist die Währung, also in erster Linie das Verhältnis Euro zum US-Dollar. Falls die EZB nun wirklich früher mit der Zinssenkung beginnen sollte, wäre das wiederum tendenziell gut für den Dollar bzw. in US-Währung notierte Aktien. All das wird ein erfahrenes Multi-Asset-Fondsmanagement, wie wir es bei Amundi haben, aktuell besonders im Blick behalten. 

    

 Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 18.04.2024. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.