Die Aktienmärkte blicken nun auf mehrere Jahre in Folge mit positiven Kursentwicklungen. Auch 2025 stehen viele Aktienindizes im Plus. Helen Windischbauer, Leiterin Multi-Asset Solutions bei Amundi Deutschland, analysiert im Interview die aktuelle Situation an den Börsen und gibt einen Ausblick, was Anleger bis zum Jahresende beachten sollten.

Die Aktienmärkte kannten lange nur eine Richtung: aufwärts. Müssen wir uns jetzt eventuell auf eine Korrektur einstellen, oder gibt es weiter positive Signale für den Rest des Jahres?

Es gibt einige Faktoren, die es wahrscheinlich machen, dass die positive Grundstimmung an den Aktienmärkten weiter anhalten könnte. Ein Stützpfeiler dieser Entwicklung ist die gute Berichtssaison im dritten Quartal in den USA mit attraktiven Umsätzen und Gewinnmargen vieler US-Unternehmen.

Bei den bereits hohen Erwartungen an die Unternehmen: Woher könnte jetzt noch eine positive Überraschung für die Börsen kommen?

Es geht in erster Linie darum, dass die hohen Erwartungen nicht enttäuscht werden, auch mit Blick auf die kommende Berichtssaison. Und dafür gibt es momentan keine Hinweise. Zudem stützt die aktuelle Notenbankpolitik die positive Stimmung. Hier hat sich die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im Dezember zwar etwas zurückentwickelt, die Fed Vorsicht signalisiert. Doch das ändert nichts an der grundsätzlichen Ausrichtung des Zinssenkungskurses der Notenbank – ob der nächste Zinsschritt jetzt im Dezember oder Januar kommt, ist für den Markt nicht so wichtig. Auch der momentane „On-hold“-Kurs der EZB heißt nicht zwangsläufig, dass wir nächstes Jahr keine Zinssenkungen mehr in Europa sehen werden – also auch für die deutschen oder europäischen Indizes könnten noch positive EZB-Impulse winken.

Sollte man also derzeit noch mehr ins Risiko gehen?

Wir bevorzugen, etwaige Marktrücksetzer aktiv zu nutzen, um nachzuinvestieren und dabei die Märkte, Branchen oder Einzeltitel bewusst auszuwählen. Wir haben dabei Werte im Fokus, die im Kurs zwar verloren haben, von denen wir aber überzeugt sind. Zusammengefasst könnte man sagen: Investiert bleiben, Risikoabsicherungen einbauen und Rücksetzer taktisch nutzen, um Positionen weiter aufzubauen. 

Welche Rolle spielen aktuell Anleihen als Renditefaktor?

Eine sehr konstruktive: Denn wir sehen seit 2023 wieder eine steilere Zinsstrukturkurve, also ein Ansteigen des Zinses mit der Laufzeit. Diese Entwicklung dürfte sich nach unserer Auffassung auch 2026 weiter fortsetzen. Das bedeutet, man hat innerhalb der Bandbreite der Anleihen verschiedene gute Möglichkeiten, für Rendite oder Risikoausgleich zu sorgen.

Was wäre denn aktuell eine sinnvolle Mischung aus Aktien und Renten?

Das hängt natürlich von der eigenen Risikoneigung ab. Ein traditionelles Multi-Asset-Portfolio mit risikoreicherer Strategie könnte derzeit etwa 60% bis 70% Aktien vertragen, den Rest dann entsprechend in Anleihen. Wer nur sehr wenig Risiko eingehen möchte, der könnte beispielsweise derzeit zu 80% in Anleihen und nur 20% in Aktien gehen.

Trifft eine solche Anlageentscheidung der Investor für sich oder gibt es auch Möglichkeiten, diese Abwägung einem Profi zu überlassen?

Anleger können sich immer beraten lassen, ob das Portfolio noch zu den persönlichen Zielen und der gewünschten Risikotragfähigkeit passt. Zudem gibt es natürlich Fonds, in denen das Fondsmanagement aktiv steuert, ob es gerade opportun ist, in der einen oder anderen Anlageklasse investiert zu sein, und in welchem Umfang. Solche Lösungen gibt es über das gesamte Spektrum an Chance-Risiko-Profilen und somit für jeden individuellen Bedarf. 
 

Rechtliche Hinweise

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 06.11.2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.