2024 war das zweite sehr gute Jahr in Folge für Unternehmensanleihen der Industrieländer. Und 2025 wird sich wohl positiv einreihen. Die globale Entwicklung ist tendenziell positiv und wird durch eine Kombination aus stabiler Wirtschaftsleistung, einer Annäherung der Inflation an den Zielrahmen und einer weniger restriktiven Geldpolitik sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Eurozone gestützt. Unsere größten Bedenken beziehen sich auf mögliche Aufwärtsrisiken für die US-Inflationsdaten – insbesondere durch Zölle – und Abwärtsrisiken für das Wachstum in der Eurozone. 

Die Fundamentaldaten der Unternehmen zeigen sich nach wie vor solide, da viele Firmen die Zeit der extrem niedrigen Zinssätze nach der Pandemie und die wirtschaftliche Erholung genutzt haben, um ihr Kreditprofil zu verbessern. Sie haben gute Fortschritte bei der Verlängerung der Laufzeiten gemacht, wodurch sich der kurzfristige Liquiditätsdruck auf viele Kreditnehmer verringert hat. 

In der Eurozone bleibt das BIP-Wachstum 2025 mit 0,7% allerdings niedrig. Die Wirtschaftstätigkeit wird vom privaten Verbrauch getrieben, der durch das positive Reallohnwachstum gefördert wird. Die Konsumdynamik ist bisher aber enttäuschend, da die Kaufkraftgewinne eher zur Erhöhung der Sparquote führen. Straffere Finanzierungsbedingungen und eine schwächere Auslandsnachfrage werden die Wirtschaftstätigkeit in nächster Zeit in der EU weiter belasten. Die Wirtschaftsleistung der Eurozone unterstreicht insgesamt die strukturellen Schwächen, wie fehlende Investitionen – auch der Unternehmen – und eine schwache Produktivität. Das sollten die Anleger im Blick behalten.

Das Wachstum in den USA verlangsamt sich, doch die wirtschaftliche Aktivität bleibt robust. Das Inflationsziel von 2 % wird bis 2026 erreicht, was weitere Zinssenkungen seitens der amerikanischen Notenbank möglich macht. Das BIP-Wachstum der USA betrug 2024 2,5 %. Für 2025 wird ein langsameres Wachstum von etwa 2,0 % – gestützt durch den Konsum und Investitionen im nichtwohnwirtschaftlichen Sektor – erwartet, was der potenziellen Wachstumsrate entspricht. 

Solide Konjunkturentwicklung bedeutet solide Kreditqualität, auch im Bereich der Hochzinsanleihen. Wir erwarten Ausfallraten von etwa 3 % in den USA, was mehr oder weniger dem langfristigen Durchschnitt entspricht. Der Markt ist für Refinanzierungen, selbst für niedrig bewertete Unternehmen, offen. Für die schwächsten Bonitätsklassen wie CCCs in den USA stellen hohe Zinsen eine Herausforderung dar, insbesondere wenn sie länger fortbestehen. In der Eurozone besteht das Risiko eher darin, dass sich die Wirtschaftstätigkeit deutlicher als erwartet abschwächt. 

Die sogenannten technischen Bedingungen sind weiterhin günstig: Derzeit noch strukturell höhere Zinssätze begünstigen die Nachfrage nach Unternehmensanleihen von renditesuchenden Anlegern, die höhere Erträge einloggen wollen, bevor die Zentralbanken die Zinsen weiter senken. Offizielle Zinssenkungen könnten wiederum dazu beitragen, dass Kapital von den Geldmärkten weg hin zu Zinsprodukten mit längerer Laufzeit und somit höheren Renditen fließt. 
 

Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage

Das aktuelle Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird die Unternehmensanleihemärkte auch 2025 stützen. Letztes Jahr erlebten wir eine Rekordnachfrage in Europa, mit der längsten Phase starker, stetiger monatlicher Zuflüsse in EUR Investment Grade-Anleihen und keinen monatlichen Abflüssen aus dem EUR High Yield-Markt. Die Dynamik der Zuflüsse in den USA war ähnlich, auch wenn sie keine historischen Rekordvolumina erreichte. Die erwarteten Zinssenkungen der EZB sorgen dafür, dass der positive Trend bei den Mittelzuflüssen anhält – sowohl kurz- als auch mittelfristig, da die Anlegerinnen und Anleger die Renditen im Vorfeld der für 2025 erwarteten Zinssenkungen festschreiben.

Auch der Anteil der weltweiten High Yield-Ausfallraten an den Emittenten ist im vergangenen Jahr leicht gesunken, von 5,0 % im Jahr 2023 auf 4,8 %. Der Abstand zur Ausfallquote, die als Anteil des Schuldenvolumens berechnet wird, bleibt groß, wobei letztere bei nur 2,1 % liegt; zusammen mit einem sehr geringen Anstieg der Ausfälle bei BB- und B-gestuften Unternehmen sowie der Konzentration bei CCCs. Dies verstärkt unsere Ansicht, dass dieser Zyklus von Klein- und Mittelbetrieben und den gering gestuften, anfälligsten Unternehmen dominiert wird. Deren Schuldentitel sind zu vermeiden.

Bei den globalen Anleihen bevorzugen wir EUR Investment Grade gegenüber den USD- und GBP-Pendants. Trotz einer deutlichen Verengung der Spreads im Jahr 2022 sind wir der Meinung, dass die europäischen Spreads noch Potenzial für eine weitere Einengung haben und im Vergleich zu anderen Regionen immer noch relativ günstig bewertet sind. 

Die Marktrisiken nehmen allerdings zu. Das bedeutet, dass eine korrekte Auswahl von Emittenten und Emissionen für den Anlageerfolg 2025 entscheidend sein wird. Im Falle einer vorsichtigen Auswahl sind wir positiv für risikoreichere Marktsegmente, die auch ein höheres Renditepotenzial bieten. Dabei bevorzugen wir Finanztitel gegenüber Nicht-Finanzwerten und bleiben sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten gegenüber Banken konstruktiv. Die US-Banken dürften unter anderem von der vorgeschlagenen Deregulierung profitieren, was noch etwas dauern könnte. 

Bei den Industriewerten bevorzugen wir den Immobiliensektor, der sich derzeit erholt und dessen Bewertungen sich stabilisiert haben. Auch Versicherungs- und Energiewerte sowie Telekommunikations- und ausgewählte Medientitel sind für uns interessant. Bei zyklischen Sektoren, wie Konsumgütern, Investitionsgütern, Automobilindustrie und Transport, bleiben wir dagegen vorsichtig. Wir sind der Meinung, dass die Anleger für die potenziellen Risiken nicht entsprechend entschädigt werden und die Bewertungen in dieser Phase des Zyklus eng sind. Im High Yield-Bereich sehen wir gute Chancen eher bei europäischen Titeln. 
 

Weitere Angaben finden Sie im aktuellen Insights Paper sowie im Amundi Research Center.

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 21. März 2025. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.