In komplexen und volatilen Märkten bieten Mischfonds unbestrittene Vorteile: Etwa den flexiblen Wechsel der Gewichtung verschiedener Anlageklassen sowie eine breite Streuung, die Risiken minimieren kann. Helen Windischbauer, Head of Multi Asset Solutions bei Amundi Deutschland, erklärt im Interview, was derzeit für Mischfonds spricht und worauf Anlegerinnen und Anleger achten sollten.
Frau Windischbauer, was zeichnet Multi-Asset-Fonds grundsätzlich aus?
Mischfonds folgen in der Regel einer aktiven, flexiblen Strategie, die Vorzüge verschiedener Anlageklassen in bestimmten Marktszenarien gezielt nutzen will. Dazu kann beispielsweise die Gewichtung – etwa von Aktien und Anleihen – im Portfolio situativ verändert werden. Eine wichtige Rolle spielt zudem die breite Streuung über viele Einzeltitel hinweg. Denn Multi-Asset-Anleger suchen attraktive Renditen bei diversifiziertem Risiko.
Wieso sprechen viele Marktbeobachter nun von einer „Renaissance“ von Multi-Asset?
Das hat vor allem mit der Wahrnehmung des Börsenjahres 2022 zu tun. Damals funktionierte eine Art Grundvoraussetzung für Multi-Asset-Strategien nicht mehr: Die unterschiedliche, zumeist tendenziell gegenläufige Renditeentwicklung von Aktien und Renten. Historisch überwog eine sogenannte „negative Korrelation“ – also, wenn Aktien stiegen, fielen die Anleihekurse und umgekehrt. Aufgrund von Sonderfaktoren – etwa Pandemie- und Ukrainekriegsfolgen sowie dem Ende des Nullzinses – kamen dann vor gut zwei Jahren Aktien- und Anleihemärkte im Gleichklang unter Druck. Die Korrelation wurde also positiv. In den letzten Monaten differenzierten sich die Kursverläufe von Aktien und Renten wieder aus und „normalisierten“ sich insofern. Deshalb also das aktuelle Schlagwort „Renaissance“.
Sehen Sie Multi-Asset-Strategien aktuell also wieder im Aufwind?
In der Tat bemerken wir viel Rückenwind für gemischte Portfolios. Unternehmenstitel und festverzinsliche Wertpapiere als Hauptbestandteile klassischer Mischfonds stehen ja derzeit auch in der Einzelbetrachtung recht gut da: Die Aktienmärkte haben sich dieses Jahr trotz konjunktureller Eintrübung bislang als stabil und chancenreich erwiesen. Und an den Anleihemärkten gibt es – zumindest im Kontrast zur lang andauernden Nullzinsphase der letzten Jahre – wieder Zinserträge zu erwirtschaften.
Die Notenbanken haben nun auf breiter Front einen Zinssenkungszyklus eröffnet. Was bedeutet das für Multi-Asset?
Das könnte ein generelles Wiedererstarken von Mischfonds unterstützen, denn damit ergibt sich natürlich ein Aufwärtspotenzial für die Rendite des Anleiheanteils vieler Portfolios.
Sehen Sie dabei US-Anleihen im Fokus?
Nicht ausschließlich: Das Renditeniveau ist in den USA zwar noch einmal höher als in Europa. Jedoch gilt mit dem kurzfristigen Blick auf das nächste halbe Jahr, dass die Zinserwartungen in diesem Leitmarkt schon sehr weit fortgeschritten sind: Auch wenn die Fed Mitte September mit 0,5% einen deutlichen Schritt ging und damit die Erwartung vieler Investoren erfüllte, wird die US-Notenbank unserer Einschätzung nach die Zinsen nun eher graduell und in mäßigen Schritten zurücksetzen. Deshalb erscheinen uns aktuell europäische Anleihen etwas attraktiver, weil hier Markterwartung und die ruhige Zinspolitik der EZB mehr im Einklang sind.
Wir erleben derzeit eine Welt voller geopolitischer Herausforderungen und Krisen. Was können Multi-Asset-Fonds hierbei Anlegerinnen und Anlegern bieten?
Mischfonds-Strategien stehen wie erwähnt für effektive Risikodiversifizierung. Dafür justieren wir aktiv die Gewichtung des Aktien- bzw. Rentenanteils oder mischen zur Absicherung auch Anlageklassen wie Rohstoffe oder Gold bei. Wegen dieser Flexibilität sind Multi-Asset-Strategien in volatilen Märkten in der Regel auch in Sachen Performance interessant. Wie ich finde, gute Argumente für eine Renaissance der Mischfonds.
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