Bei Aktien auf die Bewertung achten

Montag, 18. März 2024

Marktkommentar

Bei Aktien auf die Bewertung achten


Welche Entwicklungen an den Kapitalmärkten aktuell besonders relevant sind und wo weiterhin gute Investmentchancen bestehen, erörtert Helen Windischbauer, Head of Multi Asset Solutions bei Amundi Deutschland, im ausführlichen Interview.

  

 

  

 
Frau Windischbauer, derzeit sehen wir viele spannende Themen an den Börsen und Märkten, etwa die anstehenden Leitzinsentscheidungen der Notenbanken. Was erwarten Sie konkret für dieses Jahr?

Wir rechnen in diesem Jahr in jedem Fall mit Zinssenkungen – sowohl durch die US-Notenbank Fed, als auch durch die EZB. Das dürfte noch in diesem Sommer passieren. Die Märkte preisen derzeit drei bis vier Zinssenkungen ein. Drei in den USA, und drei bis vier für Europa. Wir sind für die USA sogar noch etwas progressiver und erwarten vier Schritte, im Euroraum sogar fünf Schritte.

Die erwarteten Zinssenkungen sind ja sozusagen zeitlich immer weiter nach hinten verschoben worden, die Märkte zeigten sich davon allerdings unbeeindruckt. Warum?

Für die Aktienmärkte stimmt das, hier war die Verschiebung nur ein kleines Thema. Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass Zinssenkungen kommen werden – und das ist hier die wichtige Botschaft, unabhängig davon ob sie nun ein bisschen früher oder später kommen. Die Anleihemärkte haben sich allerdings schwerer getan mit den geänderten Erwartungen. Ursprünglich rechnete man ja bereits im Frühjahr mit ersten Zinssenkungen, nun frühestens ab Juni, aber das scheint auch noch nicht ausgemacht.

Ein weiteres Thema ist aktuell die Fantasie rund um die KI. Aus Ihrer Sicht gerechtfertigt oder nicht?

Strukturell ist und bleibt KI ein sehr wichtiges Investitionsthema. Allerdings sollte man angesichts der Beliebtheit gerade von KI-Aktien mittlerweile auf die Bewertungen achten. Anlegerinnen und Anleger sollten sich also bei einzelnen Unternehmen fragen, wieviel Gewinnaussichten bestehen und das Kursniveau hinterfragen. Im Zweifel kann man auch einem Fondsmanagement anvertrauen, diese Analysen zu tätigen und abgewogene Entscheidungen innerhalb einer Portfolio-Lösung zu treffen.

Hoch bewertet sind ja auch die Börsen generell. Sehen Sie die Zeit reif für eine Korrektur?

Es kann durchaus zu einer Korrektur kommen. Doch wir rechnen eher mit taktischen Verkäufen und nicht mit einem lange anhaltenden Bärenmarkt. Deshalb sollten Anlegerinnen und Anleger aus meiner Sicht auch investiert bleiben, eher neutral mit Hinblick auf Aktien. Dafür könnten Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit guter und sehr guter Bonität eine gute Ergänzung sein. Hinblick auf seine Historie. Das spiegelt sich auch im ersten Allzeithoch des NIKKEI-Index seit 34 Jahren wider.

Gibt es bei den Aktien bestimmte Regionen, die Sie bevorzugen würden?

Wir finden beispielsweise Japan strukturell recht interessant. Denn das Land profitiert von einer Verlagerung der Produktionskapazitäten, gerade auf Europa und den USA. Und Japan überwindet momentan seine lange verkrusteten Unternehmensstrukturen und auch die einstmals sehr starre Führungskultur in der Wirtschaft. Auch konjunkturell entwickelt sich Japan erfreulich positiv, auch im Hinblick auf seine Historie. Das spiegelt sich auch im ersten Allzeithoch des NIKKEI-Index seit 34 Jahren wider.

Haben Sie Favoriten bei den Sektoren und Branchen?

Wegen der ja immer noch anhaltenden globalen Wachstumsschwäche setzen wir eher auf defensive Sektoren oder solche mit überdurchschnittlichen Dividendenausschüttungen sowie unterbewertete Qualitätstitel. Interessant wären hier etwa der Bereich Health Care wegen des breiten Aufholpotenzials oder der Konsumgüterbereich, der weiterhin von den gestiegenen Preisen profitiert.

Und bei den Anleihen?

Wie gesagt haben wir einen Fokus auf Staatsanleihen – insbesondere US-amerikanische – und bonitätsstarke Unternehmenstitel, gerade wegen der im ersten Halbjahr noch bestehenden konjunkturellen Herausforderungen für viele Firmen. Selbst mit Blick auf kleinere Kurseinbußen im Zuge von Leitzinssenkungen bleibt aus unserer Sicht der Zins gerade bei den US-Staatsanleihen weiterhin attraktiv, und die Anlageklasse somit ein stabilisierendes Element in einem diversifizierten Portfolio.

Welche Fondslösungen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Vor allem solche mit Unternehmensanleihen, denn hier dürfte sich der Privatanleger mit der tieferen Analyse tatsächlich schwertun. Auch bei den Megatrends würde ich mich eher den Anlageprofis anvertrauen als in die individuelle Bewertung der einzelnen Unternehmen einzusteigen. Und bei den Staatsanleihefonds übernimmt das Fondsmanagement beispielsweise auch die Auswahl und Verteilung der Laufzeiten, was nicht unwichtig ist, wenn sich die Zinsen noch einmal taktisch nach unten oder oben bewegen sollten.  

 

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 15.03.2024. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.