Amundi Outlook Investment Konferenz 1/2023

Montag, 30. Januar 2023

Marktkommentar

Ausblick: Licht am Ende des Tunnels?


Die nunmehr siebte Amundi Outlook Investment Konferenz im digitalen Format sorgte für einen neuen Teilnehmerrekord: Rund 1.200 Investorinnen und Investoren sowie Berater und Partner von Amundi folgten den Analysen hochkarätiger Experten zur Frage „Licht am Ende des Tunnels?“ und dem Ausblick „Was Investoren 2023 wissen müssen“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarteten informative und packende Vorträge zu einem Börsenjahr, das – vor allem in der zweiten Jahreshälfte – für die ein oder andere gute Investmentchance sorgen dürfte.

  
Christian Pellis: „Verhaltener Optimismus ist angezeigt“

„Im Jahresverlauf könnten sich die Märkte tatsächlich wieder besser entwickeln. Wie wir uns als Investoren dafür aufstellen können, darüber wollen wir heute sprechen“, eröffnete Amundi Deutschland CEO und Gastgeber Christian Pellis die erste Amundi Investment Konferenz des Jahres. Auch wenn das letzte Börsenjahr ein schwieriges gewesen sei, blicke Amundi Deutschland auf eine gute Bilanz. Die Integration von Lyxor sei erfolgreich abgeschlossen worden. „All das wäre ohne Sie nicht möglich gewesen“, dankte Pellis für das stete Vertrauen: „Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam erfolgreich sein!“

Im Anschluss blickten CIO und Chefstratege Thomas Kruse von Amundi und Markus Müller, CIO ESG & Globaler Leiter Chief Investment Office Privatkundenbank bei Deutschen Bank AG, in ihren Analysen voraus auf das noch frische Jahr 2023. Und auch hier fanden sich trotz der zahlreichen Herausforderungen mehr Ansatzpunkte für Zuversicht, als man noch bis vor kurzem für möglich hielt.

Thomas Kruse: „Aktive Portfoliosteuerung bietet Vorteile“

„Trotz des guten Jahresauftakts bleiben wir in unserer Positionierung vorsichtig“, erklärte Thomas Kruse. Denn die Herausforderungen, wie die Inflation, hohes Zinsniveau, teure Energie und den Ukraine-Krieg, nehme man leider mit ins neue Jahr. Auch wenn die Inflation aktuell wieder etwas zurückgehe, bleibe sie doch weiter auf hohem Niveau: „Deshalb rechnen wir auch nochmals mit einem kleineren Zinsschritt der Federal Reserve und einem etwas größeren der EZB“, so Kruse. Allerdings gebe es durchaus Licht am Ende des Tunnels: „China öffnet seinen Markt nach dem Corona-Shutdown wieder sehr konsequent, das gibt positive Impulse und entspannt die Lieferkettenproblematik“, betonte Amundis Chefstratege. Das wirke sich positiv auf die globalen Konjunkturaussichten und die hohe Inflation aus. „Wir könnten deshalb einen sukzessiven Wechsel bei den Favoriten sehen – hin zu einer höheren Aktienquote mit dann zyklischen und europäischen Aktien in der zweiten Jahreshälfte.“ Das sei ein Umfeld, in dem aktive Investoren ihre Stärken gezielt ausspielen könnten.

Markus Müller: „Wir rechnen mit einem Soft Landing“

Einen wichtigen Impuls für das Börsenjahr verortete Markus Müller, CIO ESG bei der Deutschen Bank AG, im Bereich der Nachhaltigkeit: „2023 versteht die Welt, dass die Natur ein essentieller Wirtschaftsfaktor ist.“ Denn die Ausbeutung der Natur entwickle sich zu einem enormen Kostenfaktor. „Unternehmen, die das in ihrem Geschäftsmodell berücksichtigen, werden künftig große Vorteile haben“, analysiert der ESG-Experte und CIO. Dabei stünden vor allem die USA und die EU in einem „grünen Wettbewerb“ und dürften auch entsprechende politische Akzente setzen. Bereits avisierte Subventionen und Programme würden voraussichtlich auch einen Beitrag leisten, dass die befürchtete Konjunkturdelle in den USA und Europa milder ausfallen könnte.

Monica Defend: „Italien profitiert auch von Maßnahmen der Politik“

Ein wichtiges Land der Eurozone, das die aktuellen Herausforderungen besonders treffen könnte, ist Italien. Monica Defend, Head of Amundi Institute, zeigte in ihrer Analyse, dass sich auch dort positive Signale mehren. „Trotz großer Krisen in den letzten drei Jahren, die Europa belastet haben, sahen wir eine gewisse Resilienz in Italien“, betonte die Italien-Expertin. Neben den milden Temperaturen, die das Energieproblem nun entschärft hätten, wirkte die interne Nachfrage im Privatsektor, insbesondere im Bereich Konsum, zuletzt als Stütze der Konjunktur. Insgesamt hätten sich Maßnahmen der Politik, wie das Transmission Protection Instrument TPI oder das Programm Next Generation EU, von denen Italien besonders profitieren würde, für das Land sehr positiv ausgewirkt: „Deshalb und weil der Hauptschuldner Italiens die EZB ist, glauben wir auch nicht, dass der hohe Schuldenstand Italiens ein systemisches Risiko darstellt“, so Defend. Vielmehr komme das Land mit Reformen im Zuge des neuen Haushaltsgesetzes gut voran. „Auch für Italien erwarten wir im zweiten Halbjahr eine langsame Erholung der Unternehmen“, erklärte die Leiterin des Amundi Instituts und sah daher für 2023 auch selektiv Chancen im italienischen Aktienbereich.

Prof. Dr. Dr. Clemens Fuest: „Die Stimmung in der Wirtschaft normalisiert sich“

Was seine Vorrednerinnen und -redner bereits an verhaltenem Optimismus identifiziert hatten, sah dann auch Prof. Dr. Dr. Clemens Fuest in den Erhebungen seines ifo-Instituts bestätigt: „Wir registrieren zwar eine globale Konjunkturabschwächung, diese stabilisiert sich aber aktuell“, so der renommierte Ökonom. Seit Oktober 2022 erhole sich auch der ifo-Geschäftsklima-Index deutlich, wenngleich auf relativ niedrigem Niveau. „Die Erwartungen in den Segmenten Dienstleister, Verarbeitendes Gewerbe und Handel steigen wieder, lediglich der Bausektor bleibt unter anderem von der hohen Inflation nachhaltig belastet.“ Als große Herausforderung zeige sich allerdings weiter die Lieferkettenproblematik. Bei der Gesamtinflation sah Prof. Fuest den Höhepunkt zwar erreicht, die Kerninflation steige aber weiter. Auch mittelfristig bleibe der Inflationsdruck tendenziell erhalten: „Demographischer Wandel, Friktionen im Außenhandel, Dekarbonisierung und die Verknappung des Energieangebots erhöhen den Kostendruck.“ Umso wichtiger sei es, die Energiewende sinnvoll zu gestalten. Sein Ausblick für 2023: „Vorsicht, aber ja, es gibt Licht am Ende des Tunnels.“

Helen Windischbauer: „Die Wahl der Einzeltitel ist entscheidend“

Die Leiterin des Multi-Asset Solutions-Teams bei Amundi Deutschland, Helen Windischbauer, erläuterte abschließend, was das geschilderte Szenario konkret für Anlegerinnen und Anleger bedeuten könnte: „Es bleibt wichtig, das Zusammenspiel von Geldpolitik und Konjunktur genau zu beobachten“, betonte Windischbauer. Deshalb erscheine bis zur Jahresmitte eine defensive Ausrichtung des individuellen Portfolios sinnvoll. „Hier könnten US-Titel und Value-Aktien von Unternehmen, die solide Gewinne erzielen, interessant sein, aber auch Staatsanleihen.“ Sobald sich allerdings im Laufe des Jahres das Umfeld etwas aufklaren sollte, könnte die aktive Erhöhung der Aktienquote – dann mit überzeugenden europäischen, insbesondere zyklischen Titeln – verstärkt werden: „Dabei dürfte Selektion 2023 ein ganz entscheidender Faktor sein.“
 
Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 25.01.2023. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.