USA holen bei ESG-Investments auf

Freitag, 16. Oktober 2020

Marktkommentar, Nachhaltigkeit

USA holen bei ESG-Investments auf


ESG Investments

Europa vereint noch etwa 75% der ESG-Investmentfonds weltweit auf sich – unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Ecology), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Doch die USA holen auf. US-Unternehmen dürften die Lücke zu den führenden globalen Unternehmen in Bezug auf ESG-Transparenz schließen, wovon US-amerikanische ESG-Investoren profitieren dürften.

 

 

Der Trend zu ESG wird in den Vereinigten Staaten sowohl von den Anteilseignern vorangetrieben, die eine ESG-Integration in die Geschäftsstrategien der Unternehmen fordern, aber ebenso von Investoren, die ESG als Quelle nutzen, um eine bessere Wertentwicklung als der Markt zu erzielen, sowie von Aufsichtsbehörden, die ESG in ihren Regelwerken formalisieren wollen.

Auch ohne neue föderale Vorschriften fördern Verbesserungen bei der ESG-Datenbasis und damit mehr Transparenz die Dynamik. Und die Anteilseigner beeinflussen durch ihre ökologisch und sozial orientierten Aktionärsbeschlüsse die Entwicklung zusätzlich.

Das verwaltete Vermögen von ESG-Investments ist gemäß dem Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar bereits von 96 Milliarden US-Dollar Anfang 2017 auf 145 Milliarden US-Dollar im Juli 2020 gestiegen. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres erhöhte sich das Volumen um 20,9 Milliarden US-Dollar.

Biden steht für Umwelt und Soziales

Eine Biden-Präsidentschaft und ein demokratischer Kongress würden den Prozess wahrscheinlich nochmals beschleunigen. Die ESG-Lücke dürfte sich verkleinern und Chancen für ESG-Strategien schaffen. Selbst, wenn Trump wiedergewählt wird, wird der Druck der Anleger für eine bessere Umwelt- und Sozialpraxis bleiben und die Investmentströme in die ESG-Richtung treiben – allerdings dann wohl nicht auf dem gleichen Niveau wie bei Biden.

Biden hat den Klimawandel zu einem Hauptthema seiner Kampagne gemacht. Eine demokratische Wende sollte die Vereinigten Staaten von fossilen Brennstoffen wegbringen, und gleichzeitig erneuerbare Energien durch Subventionen für Wind- und Sonnenenergie, Elektrofahrzeuge und Biokraftstoffe fördern.

Die Sozialpolitik von Biden

Biden hat aber ebenso das S in ESG, also die Sozialpolitik, im Blick. Es würden wohl bessere Gesetze zur Datensicherheit und zum Datenschutz kommen, die Finanz-, Konsum- und Technologieunternehmen betreffen. Und es dürfte wohl schon bald Arbeitsreformen geben, die die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer, Löhne, Arbeitsplatzsicherheit und Flexibilität erhöhen. Unternehmen, die bereits Gehälter über dem geplanten Mindestlohn von 15 Dollar pro Stunde zahlen, oder die gewerkschaftlich organisiert sind, sind für die Reform besser gerüstet – und haben in der Regel ein besseres ESG-Profil.

Unternehmen, die nicht ihren gerechten Steueranteil zahlen, insbesondere für Einnahmen aus dem Ausland, erhalten quasi eine ESG-Strafe, was insbesondere den Technologiesektor treffen wird.

Die Aussicht auf eine Biden-Präsidentschaft und einen demokratischen Kongress dürfte also die Bedeutung von ESG bei US-Aktien beschleunigen. Und so bildet sich für Investoren ein immer attraktiverer Markt.

Von Craig Sterling, Leiter des Equity Research und US-Director Core Equities von Amundi.

Quelleninformationen und die vollständige Publikation "Building ESG momentum in US equities" finden Sie in der englischen Originalfassung im  Amundi Research Center  zum Download.

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 14.10.2020. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.