Politische Maßnahmen auf dem nächsten "Level"

Freitag, 20. März 2020

Marktkommentar

Politische Maßnahmen auf dem nächsten "Level"


Politische Maßnahmen auf dem nächsten „Level“ –
Märkte suchen noch nach einem „echten“ Katalysator. Aktueller Kommentar zur Lage an den Finanzmärkten.

         

Wo wir in der Krise stehen

Wir dürften uns weiterhin in einer Phase der Überreaktion befinden, und sie dürfte, in Anbetracht der heftigen Nachrichten, wahrscheinlich noch einige Zeit andauern. Es ist wichtig, China und Italien als Frühindikatoren dafür zu betrachten, was die einzelnen Länder möglicherweise zu erwarten haben. Es wäre nicht überraschend, wenn die volkswirtschaftlichen Daten sehr schwach sein werden, wie wir es bei Chinas Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktionszahlen für Januar und Februar gesehen haben.

Entscheidend ist, dass die wirtschaftliche Aktivität nach den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus wieder aufgenommen wird. Auch hier ist China unser Frühindikator. Italien wird bei der Beurteilung der Auswirkungen und der Dauer der Krise in Europa von entscheidender Bedeutung sein, gefolgt von den USA.

Es ist noch zu früh, um große Verbesserungen zu sehen. Die nächsten zwei Wochen werden nach unserer Auffassung entscheidend sein, um die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen zu erkennen und die mögliche Dauer des wirtschaftlichen Rückgangs abzuschätzen. Jede positive (oder negative) Überraschung in diesem Zusammenhang dürfte die Marktstimmung beeinflussen. Darüber hinaus wird die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten in China es ermöglichen, das Risiko eines neuerlichen Ausbruchs des Virus einzuschätzen.

Politische Reaktionen

Erstmals seit 2008 sieht die Politik die Notwendigkeit koordinierter globaler Maßnahmen, wie aus der Erklärung der G7 hervorgeht, in der die Staats- und Regierungschefs sagten, sie würden "alles Notwendige tun", um die Weltwirtschaft zu unterstützen. Auf nationaler Ebene kündigen die politischen Entscheidungsträger Unterstützungen und Steuerpakete an, um ihre Volkswirtschaften und die Gesundheitsausgaben zu unterstützen.

Die großen Notenbanken stellen Liquiditätshilfen, QE-Programme (Quantitative Easing – Lockerung der Geldpolitik) und Zinssenkungen bereit. Die Entscheidung der EZB, ein neues temporäres PEPP (Pandemic Emergency Purchase Program) im Wert von 750 Mrd. EUR auf den Weg zu bringen, ist nur die jüngste einer Reihe von Maßnahmen, um dem aktuellen Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick der Eurozone entgegenzuwirken und die finanzielle Stabilität in der Eurozone zu gewährleisten sowie eine Fragmentierung des EU-Finanzsystems, die die Eurokrise kennzeichnete, zu vermeiden.

Wir sind vermutlich noch nicht am Ende dieser Phase der Intervention der Zentralbanken: Wir erwarten, dass noch mehr Aktivitäten seitens der Zentralbanken und auf der steuerlichen Seite kommen werden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, sicherzustellen, dass die Volkswirtschaften vorübergehende nationale Stillstände überstehen und letztlich die finanzielle Stabilität bewahren. Unbegrenzte QE-Programme und Nullzinsen könnten uns erhalten bleiben, wenn nicht für immer, dann zumindest für eine sehr lange Zeit.

Marktausblick

Die Märkte dürften aus unserer Sicht volatil bleiben auf der Suche nach einem „echten“ Katalysator, der zur Erreichung der Talsohle führt. Nämlich ein klares Signal der Viruseindämmung in Europa mit gleichzeitigen koordinierten finanzpolitischen und monetären Vorstößen oder die Entdeckung einer medizinischen Behandlung. In der aktuellen Situation sind wir bei eher risikobehafteten Anlagen wie Aktien vorsichtig und konzentrieren uns stark auf die Liquidität.

Auf den Anleihemärkten könnten die Ausfallraten steigen und eine neue Welle von Rating-Herabstufungen ist wahrscheinlich, Insgesamt besteht weiterhin Spielraum für Ausweitungen der Spreads (Renditeabstände zwischen einzelnen Sektoren der Rentenmärkte), aber wenn sich die Situation einmal beruhigt hat, gibt es Möglichkeiten für robuste Geschäftsmodelle. Ein Fokus auf Unternehmen mit guten Fundamentaldaten wird entscheidend sein, um durch diese Phase zu kommen.

An den Aktienmärkten mag der Bärenmarkt ungewöhnlich und wahrscheinlich von extremer Heftigkeit sein, aber er sollte nach unserer Auffassung nicht so lange dauern wie 2008/09. Wir sehen den letzten Teil des Jahres konstruktiv und erwarten – Stand heute – eine starke Erholung der Marktpreise sowie eine Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen, auch wenn es dafür natürlich keine Garantie gibt.

 

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 19.03.2020. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

Die vollständige Publikation "Policy action at the next level, but markets still in search of a "real" catalyst"  in der englischen Originalfassung finden Sie hier zum Download.