US-Notenbank reagiert mit drastischen Maßnahmen

Dienstag, 17. März 2020

Marktkommentar

US-Notenbank reagiert mit drastischen Maßnahmen


Noch immer ist unklar, wie schwer und anhaltend die weltweite Gesundheitskrise sein wird. Die Märkte reagieren mit Volatilität (Kursschwankungen), die Liquidität des Weltfinanzsystems ist einer erheblichen Belastungsprobe ausgesetzt. Das Coronavirus hat nicht nur Lieferketten unterbrochen und die Nachfrage einbrechen lassen, der Ausbruch belastet auch die Angebotsseite der US- und Weltwirtschaft erheblich. Unter saudi-arabischer Führung hat die OPEC zudem einen „Ölpreiskrieg“ mit großen Ölproduzenten außerhalb der OPEC vom Zaun gebrochen. Anleger sind alarmiert und erwarten eine globale Rezession, die auch in den USA immer wahrscheinlicher wird.

Die Zentralbanken haben reagiert: Am Sonntag, den 15. März, haben die Zentralbanken der G10-Länder koordiniert eingegriffen. Zudem hat die Federal Reserve die Zinsen in einer dramatischen Wende auf kurz über Null gesenkt und Wertpapierkäufe angekündigt, um die Liquidität an den Märkten zu sichern und Vertrauen herzustellen. Die Reserveanforderungen an US-Banken wurden abgeschafft, um die Liquidität des gesamten Bankensystems zu erhöhen. Banken können dadurch mehr Kredite vergeben und ihre Margen erhöhen, indem sie praktisch zinslose Reserven in Vermögenswerte mit höheren Renditen umschichten. Bereits am Freitag hatte die Fed zugesagt, 1,5 Billionen US-Dollar in die Märkte für kurzfristige Schuldverschreibungen zu pumpen.

Diese Ankündigungen konnten die Märkte jedoch nicht beruhigen. Die europäischen Aktienmärkte brachen deutlich ein, die Volatilität erreicht Höchststände, die wir seit der Finanzkrise nicht mehr gesehen haben, die Renditen auf US-Treasuries (US-Staatsanleihen) sinken weiter. Mit ihren Eingriffen wollen die Zentralbanken Liquidität gewährleisten, Druck aus den Märkten nehmen und vermeiden, dass der produktive Teil der Wirtschaft durch längere Verwerfungen in Mitleidenschaft gezogen wird. Allerdings können die Zentralbanken weder die Nachfrage ankurbeln noch Lieferketten wiederherstellen. Wir werden daher so lange mit Überreaktionen und Volatilität leben müssen, bis die Eindämmungsmaßnahmen Wirkung zeigen, die Konjunkturpakete an Kontur gewinnen und besser koordiniert werden (wir erwarten kurzfristige Ankündigungen vom EU-Finanzministerrat) und eine medizinische Behandlung in Aussicht steht. 

Die Märkte blicken auch nach China, wo Konjunkturdaten für Januar und Februar deutliche Einbrüche bei Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätzen und Investitionsausgaben anzeigen. Mittlerweile fährt die Wirtschaft wieder hoch, doch der Schaden ist erheblich. In anderen Regionen der Welt gehen die Märkte jetzt von ähnlichen Auswirkungen durch Covid-19 aus. Für die Märkte gibt es also keine Verschnaufpause, bis sich eine konkretere Erholung in China und damit ein möglicher Weg aus der Krise abzeichnet.

Jetzt sind die Regierungen gefragt. Alle Augen sind inzwischen auf Washington gerichtet. Das House of Representatives hatte bereits ein Konjunkturpaket genehmigt, mittlerweile wird über weitere Maßnahmen spekuliert. Die US-Exekutive und der Kongress sind jetzt ebenso gefordert wie andere Regierungsinstitutionen rund um die Welt. Die Zentralbanken sind vorangegangen, doch zur Stützung der Wirtschaft sind auch haushaltspolitische Maßnahmen notwendig.  

Durch Solidarität und den schieren Umfang ihrer Liquiditätsprogramme haben die Zentralbanken ein positives Zeichen gesetzt. Bis wir die Wirkung der staatlichen Maßnahmen und die Reaktion der Märkte kennen, werden wir weiterhin zielorientiert und geduldig auf Liquidität und Flexibilität achten. Aktive langfristige Anleger sollten auch jetzt sorgfältig nach Fehlbewertungen suchen, auf reichliche Liquiditätsreserven achten und auf Überreaktionen warten, aus denen sich günstige Einstiegskurse mit langfristigem Potenzial ergeben.

Quelle: Amundi. Sofern nicht anders angegeben, haben sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Angaben den Stand 17.03.2020. Soweit nicht anders angegeben, beruhen die in diesem Dokument enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Investitionen beinhalten gewisse Risiken, darunter politische und währungsbedingte Risiken. Die Rendite und der Wert der zugrundeliegenden Anlage sind Schwankungen unterworfen. Dies kann zum vollständigen Verlust des investierten Kapitals führen. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt aufmerksam, bevor Sie investieren. Dieser enthält auch weitere Risikohinweise.